Dirk Ewers - Totale Sonnenfinsernis am 11.08.1999 in Schwalbach bei Saarbrücken<BR>

Totale Sonnenfinsternis am 11.08.1999 in Schwalbach b.Saarbrücken  



Hier nun mein Kurzbericht : In den Wochen vor dem 11.08. entschloß ich mich, zusammen mit einem weiteren Hobbyastronomen aus unserem Ort, nach Herbrechtingen auf der Zentrallinie zu fahren. Am Mittag des 10.08. disponierten wir, nach Betrachtung der letzten Wetterprognosen, kurzfristig um. Ziel war nun Schwalbach, 20km westlich von Saarbrücken, wo Bekannte von mir wohnen. Die Sonnenwahrscheinlichkeit war dort zu diesem Zeitpunkt auf 60% gestiegen, während sie in den weiter östlich gelegenen Gebieten von Deutschland ja nur noch bei ca.30% lag. So fuhren wir Mittwoch gegen 3:45 Uhr los und erreichten den Zielort auch schon um 8:15 Uhr. Der Aufbau der Instrumente erfolgte ab 9:30 Uhr.
Zum Einsatz kamen :
- Meade SC-Teleskop 12" 3000mm / F:10, zur Totalität versehen mit einem Focal Reducer 2/3
- 2 Canon Spiegelreflexkameras EOS 500 und 300, 1x direkt hinter dem Teleskoptubus und 1x
  im Hintergrund mit einem 28mm- Weitwinkelobjektiv, senkrecht auf einem Photostativ
- Panasonic S-VHS-Kamera mit Telelinse 1,4- fach, montiert auf dem Kameraadapter des SC-Teleskopes
- Bresser Newton 110mm Öffnung /1000mm, F: 9 ( v. meinem Kollegen Johann Spuling)


Das 12"LX200 Teleskop am Beobachtungsort (mit aufgesetzter Videokamera)



 
1: Ca.45% Bedeckung mit Sonnenfleck, 2m Brennweite
2: Ca.80% Bedeckung mit Fackeln auf 10 Uhr, 3m Brennweite



Die zunehmende partielle Phase konnte an unserem Standort größtenteils gut beobachtet und aufgenommen werden, es gab nur einmal zwischendurch 10 Minuten Regen. Ab ca. 10 Minuten vor Totalität waren Sonne und Mond durch einen größeren, fast wolkenlosen Bereich sehr gut zu sehen. Dieses Wolkenloch bewegte sich mit recht großer Geschwindigkeit über uns hinweg, sodaß wir befürchten mußten, daß es sich zur Totalität nicht mehr über uns befinden würde. Ab da stieg die Spannung in mir sehr schnell an.Da sich auch noch - wie üblich - einige Schaulustige an unserem Beobachtungsort angefunden hatten, und diese sich laut über irgendwelche belanglosen Sachen unterhalten mußten, konnte ich mich kaum noch auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Nachdem ich die letzten Sonnenstrahlen vor dem 2.Kontakt durch mein Teleskop beobachtet hatte, sah ich nocheinmal in den Sucher der Videokamera - oh Schreck ! Sie stand vorher auf Stand-By und hatte sich wohl nach ein paar Minuten von selbst ausgeschaltet. Ich schaltete sie wieder ein und riß den Folienfilter ab, Blende und Fokus hatte ich schon vorher eingestellt. Nun sah ich durch den V.kamerasucher schon den Diamantring ! Zu diesem Zeitpunkt waren die vorher so lauten Schaulustigen schlagartig still, nur ab und an rief jemand AAAhh und OOOhhh ! Schnell wechselte ich mit der Beobachtung zur Kamera hinter dem Teleskop - es war alles dunkel!, was war passiert??? Erst nach ca.20 Sekunden kam ich auf die tolle Idee, daß vor der Teleskopöffnung ja noch die Filterfolie verblieben war - schnell herunter damit. Dann sah ich die ganze Herrlichkeit - leichte Koronaansätze und Protuberanzen ohne Ende ! Nach kurzer Korrektur auf die Bildmitte begann ich mit einer Aufnahmeserie auf Kodak Royal Select 100. 1/2000, 1/1000, 1/500, 1/125, 1/30, 1/2 Sekunde waren die ersten Aufnahmen, die etwa von 40 Sekunden bis 1 Min. 10 Sekunden nach d. 2.Kontakt entstanden. Danach lief ich kurz zur 2.Kamera und startete eine Belichtungsreihe mit Selbstauslöser mit dem 28mm-Objektiv. Dann ging ich ganz gemächlich zurück zum Teleskop. Während dieser 20 Sekunden ließ ich den Anblick der gelblichen Korona im dunkelblauen, wolkenverhangenen Himmel auf mich wirken. Von 1 Min. 50 Sek. bis 2 Min. 10 Sek. schoß ich noch einige Aufnahmen mit 1/60, 1/250, 1/750, 1/1500 und 1/2000 Sekunde (letztere direkt nach dem 3.Kontakt). Rasend schnell wurde es anschließend wieder hell. Die komplette abnehmende Phase konnte von unserem Standort aufgrund sehr dunkler Wolken nicht mehr beobachtet werden. Das war uns allerdings recht egal, da wir ja die Totalität durchgehend verfolgen konnten. Leider habe ich bei der Videoaufnahme doch noch einen Megabug geschossen, ich habe zwar die Kamera wieder angestellt nach der Abschaltung im Stand-By-Betrieb, doch man sollte vielleicht auch einmal noch die Start/Stop-Taste betätigen, damit das Band auch läuft !!! Naja, trotzdem bin ich überglücklich über das Erlebte und die entstandenen Aufnahmen.



--- TOTALITÄT ---



1: Weitwinkelaufnahme mit 28mm-Objektiv aus einer Belichtungsreihe, Manueller Fokus,Blende 4, ca.1 Sekunde belichtet.



2: Aufnahme mit Meade SC LX200 12" Teleskop + Focal Reducer 2/3, F= 2000mm / 6,3
PCD-Datei (Negativscan)



Protuberanzenbereich von 1-3 Uhr
Belichtungszeit 1/60 Sekunde, Ausschnitt einer PCD-Datei (Negativscan)



Protuberanzenbereich von 2-3 Uhr,sonst s.o.


Stand 03.10.1999